Die Donau, Europas zweitlängster Fluss, spielt eine zentrale Rolle im Handel und der Logistik des Kontinents. An den Ufern dieses majestätischen Gewässers liegen zahlreiche Häfen, die als Knotenpunkte für den Warenverkehr dienen. Unter diesen Häfen nimmt Vukovar in Kroatien mit seiner Geschichte, Dynamik und Bedeutung für die Region eine besondere Stellung ein.
Vukovar im 18. und frühen 19. Jahrhundert war ein Schmelztiegel der Kulturen und Ethnien, geprägt von Immigration und Pluralität. In dieser Zeit florierten Gewerbe und Handel, wobei verschiedene Sprachen und Religionen, darunter Kroatisch, Serbisch, Ungarisch, Deutsch, katholisch, evangelisch und jüdisch, nebeneinander existierten. Die Immigranten bildeten die Mehrheit der Bevölkerung, wobei die Umgangssprache oft Deutsch war. Die Bevölkerung zog von Vukovar in andere kroatische Städte wie Đakovo und Osijek und verbreitete dort seine Kultur. Trotz dörflicher Strukturen und fehlender industrieller Produktion entwickelte sich eine vielfältige Gemeinschaft entlang der Donau. Die Ära der Dampfschifffahrt auf der Donau begann im Jahr 1831, als der Personen- und Warenverkehr auf dem Fluss aufkam. Die Entwicklung des Hafens in Vukovar ab 1867 war eng mit den Bedürfnissen des Handels verknüpft. Der Transport von Getreide, Tabak, Fleisch, Wolle, Vieh, Dachziegeln und vor allem Holz war von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaft der Region. Die Verbindung der Habsburgermonarchie mit Persien ab der Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkte die Bedeutung der Wasserstraßen Donau, Drau und Save sowie der Adriaverbindung per Kupa. Die Agrarentwicklung war stark vom Transport abhängig, wobei Vukovar keine direkte Donaubrücke besaß und der Handel mit der Batschka hauptsächlich über Bootsverkehr und Holzschiffe abgewickelt wurde. Die Befestigung der Flussufer und der Ausbau von Kanälen waren wichtige Schritte zur Verbesserung der Handelswege, da es keine festen Straßenverbindungen gab, die Vukovar mit der Umgebung verbanden. Die Ära der Dampfschifffahrt markierte einen neuen Abschnitt in der Umweltgeschichte von Vukovar, von natürlichen Bedingungen hin zu befestigten Flussufern und regulierten Wasserstraßen. Der Ausbau der Flussschifffahrt war eine gemeinsame Anstrengung von Staat, Aristokratie, Rathäusern und internationalen Kapitalgesellschaften. Vukovar, einst ein blühender Hafen in Kroatien, erlitt während des Jugoslawienkrieges in den 1990er Jahren schwere Zerstörungen. Die Stadt wurde belagert und fast vollständig zerstört, einschließlich ihres Hafens, der eine wichtige Rolle im Handel der Region spielte. Obwohl Vukovar seitdem wiederaufgebaut wurde, sind die Narben des Krieges immer noch sichtbar, insbesondere in den Hafenanlagen. Der Wiederaufbau des Hafens und die Modernisierung der Infrastruktur sind langwierige Prozesse, die die Stadt weiterhin beschäftigen. Dennoch bleibt der Hafen von Vukovar ein wichtiger Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte, Baumaterialien und andere Waren, die über die Donau transportiert werden.
Meine Wahl, über den Vukovar-Hafen zu schreiben, ergibt sich aus meinem persönlichen Interesse für die Geschichte und Kultur der Donauschwaben in Kroatien, da meine Familie donauschwäbischer Herkunft ist. Über die deutsche, bzw. donauschwäbische Kultur habe ich viel von meinem Großvater erfahren, dessen Großvater aus Deutschland nach Kroatien eingewandert ist. Im Rahmen des Kulturassistentenprogramms des Instituts für Auslandsbeziehungen habe ich ein Stipendium für Nachwuchskräfte aus der deutschen Minderheit im östlichen Europa und Zentralasien erhalten und war als Kulturassistenz vom September bis Dezember 2023 bei der Organisation Deutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien tätig. Dort habe ich mein Wissen über die donauschwäbische Kultur noch weiter vertieft. Nach dem Abschluss des ifa-Kulturassistenzprogramms wollte ich die donauschwäbische Kultur weiter erforschen und verbreiten. Bei diesem Seminar hatte ich auch die Gelegenheit, viel über Ulm zu erfahren, bzw. über die Hafenstadt, in der die Auswanderung der Deutschen begann, aber auch andere Städte, wo sich die Donauschwaben niedergelassen haben. Außerdem liegt mir als Studentin der englischen und deutschen Sprache und Literatur an der J.-J.-Strossmayer-Universität in Osijek der kulturelle Austausch zwischen den Ländern Europas besonders am Herzen. Als Sprachlehrerin möchte ich Brücken zwischen den Kulturen bauen und das Verständnis für die Vielfalt Europas fördern.