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Eine Reise durch Geschichte - Erfahrungen aus einem Seminar

Von Nataša Milić, Universität Novi Sad

Ich hatte eine lange Reise hinter mir, die sich zweifellos gelohnt hat. Ich bin zu Fuß vom Hauptbahnhof zur Jugendherberge gegangen, um diese schöne Stadt ein bisschen zu erkunden, die meine Erwartungen übertroffen hat. Ich stand lange auf der Eberhardsbrücke, obwohl es regnete. Auf der einen Seite bunte Häuser, auf der anderen ein Restaurant wie aus einem Märchen und natürlich Boote auf dem Neckar. Als ich nach Deutschland kam, wollte ich zwar so viel wie möglich Deutsch sprechen, aber die erste Person, die ich traf, war ein Mädchen aus Kroatien, sodass wir uns die ganze Zeit in unserer Sprache unterhielten. Gleich nach dem Abendessen ging ich mit ihr auf eine Tour und trank ein Bier, Kölsch ... obwohl wir lieber einheimisches Bier probieren wollten.

Nachdem wir uns alle vor der Universität getroffen hatten, bekamen wir im Klassenzimmer eine kurze Einführung in alles, was uns in den nächsten fünf Tagen erwartet. Die Aufregung war riesig, ebenso wie die gute Stimmung. Bereits beim ersten Panel hatten wir die Gelegenheit, Postkarten von Häfen wie Novi Sad, Zemun, Brăila, Wien, Budapest usw. zu sehen. Außerdem gab es viele Postkarten auf Französisch, die mein Kommilitone für mich übersetzt hatte. Als wir bemerkten, dass sie auf Französisch waren, erwarteten wir ein paar Liebesbotschaften, doch diese Postkarten wurden größtenteils zwischen Familienmitgliedern ausgetauscht, die über ihren Gesundheitszustand schrieben sowie darüber, wann sie sich sehen würden.

Was das Thema unseres Seminars betrifft, hat mich die Filmpräsentation am meisten beeindruckt. Wir hatten die Aufgabe, zwei Filme zu vergleichen. Der erste Film war "Calatoria Familiei Regale pe Dunare". Der Film ist eine Reportage über die Reise der rumänischen Königsfamilie auf der Donau Ende April und Anfang Mai 1911. Und wegen des zweiten Films "Europolis" schwirrt mir noch eine Frage durch den Kopf: Wie kann eine Stadt so sehr verfallen?             

Sulina war etwa 100 Jahre lang eine echte Weltstadt. Im Jahr 1856 wurde ein kleines Fischerdorf als Sitz der Europäischen Kommission für die Donau gewählt, die die freie Schifffahrt auf dem zweitgrößten Fluss Europas gewährleisten sollte. Innerhalb weniger Jahre zogen nicht nur zahlreiche Konsulate hierher, sondern auch der Freihafen empfing Besucher aus aller Welt. Sulina war Heimat für mehrere Tausend Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, darunter Griechen, Rumänen, Russen, Armenier, Türken, Österreicher, Ungarn, Albaner, Deutsche, Italiener, Bulgaren und viele andere. Über 150 Geschäfte, 70 Unternehmen und 10 Kirchen prägten das städtische Leben. Doch heute ist alles zusammengebrochen. Was mich jedoch am meisten faszinierte, waren die Menschen, die noch immer dort leben. Ihr Optimismus war für uns sowohl erheiternd als auch sehr traurig.      

Die Erwähnung der Hafenstadt Vukovar hat auch mein Interesse geweckt. Vielleicht liegt es daran, dass ich regelmäßig an diesem Ort vorbeikomme, und allein die Vorstellung, dass es einst eine deutlich fortschrittlichere Stadt war, erscheint mir sehr ungewöhnlich. Seit der Einführung von Dampfschiffen Mitte des 19. Jahrhunderts und bis heute, mit dem Ankommen von touristischen Schiffen, ist Vukovar flussaufwärts mit Budapest und Wien sowie flussabwärts mit Rumänien verbunden. Der Hafen von Vukovar, als größter kroatischer Binnenhafen, spielt eine bedeutende Rolle als Import- und Exportstation. Wie bereits erwähnt, ist es anders, wenn wir nur über etwas reden und diskutieren und wenn wir es tatsächlich mit eigenen Augen sehen. So ist es auch mit der Stadt Ulm gewesen. Wir diskutierten viel über dieses Migrationsdenkmal in Ulm und besuchten es am zweiten Tag. An diesem Tag habe ich gelernt, dass Geschichte durch Fakten (Ereignisse, die tatsächlich stattgefunden haben) und Mythen vermittelt wird.

Der Besuch im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm war wirklich beeindruckend. Die Vielfalt der Ausstellungsstücke hat mich fasziniert. Von traditioneller Kleidung bis hin zu religiösen Objekten gab es so viel zu sehen und zu entdecken. Besonders schön war es, dass wir eine Führung mit einer sehr sachkundigen und freundlichen Ausstellungsführerin hatten. Sie hat uns viele interessante Informationen über die Geschichte und Kultur der Donauschwaben vermittelt. Ein Highlight für mich war die Sammlung historischer Dokumente, die einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit dieser Gemeinschaft boten. Insgesamt war es ein sehr bereichernder Besuch, den ich jedem empfehlen kann, der sich für die Geschichte und Kultur der Donauschwaben interessiert.

Der letzte Tag der Spring School war besonders schön für mich. Wir sprachen über die Häfen in meiner Heimat und Brăila, hatten ein Frühlingsfest und am Ende feierten wir meinen 25. Geburtstag.

Brăila, eine Stadt am Unterlauf der Donau in Rumänien, hat im Laufe der Zeit eine Transformation durchlaufen. Früher war Brăila ein bedeutendes Handelszentrum mit einem belebten Hafen, der von einer historischen Altstadt geprägt war. Die Ufer der Donau waren von Handelsschiffen und Aktivitäten des Warentransports gesäumt, und die Stadt war ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel zwischen Ost- und Westeuropa. Heute hat sich das Stadtbild von Brăila verändert, aber der Hafen bleibt ein zentraler Bestandteil der Wirtschaft der Stadt. Moderne Infrastruktur und Handelseinrichtungen haben sich entwickelt, um den aktuellen Anforderungen des Warentransports gerecht zu werden. Die Altstadt von Brăila bewahrt immer noch ihre historische Architektur und ihren Charme, während die Stadt insgesamt eine Mischung aus traditionellen und modernen Elementen aufweist. Die Donau spielt weiterhin eine wichtige Rolle im Leben der Stadt, sowohl als Transportweg als auch als touristische Attraktion.

Eine ganze Seite würde ich den Häfen in Serbien, Zemun und Novi Sad widmen. Die Häfen in Zemun, einem historischen Stadtteil von Belgrad, haben eine reiche Geschichte als wichtige Handelszentren an der Donau. Zemun war schon immer ein bedeutender Knotenpunkt für den Handel entlang des Flusses und spielte eine entscheidende Rolle im Austausch von Waren und Gütern zwischen Mitteleuropa und Südosteuropa. Heute sind die Häfen von Zemun immer noch wichtige Umschlagplätze für Gütertransporte und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei. Die malerische Lage am Ufer der Donau macht die Häfen zu einem beliebten Anlaufpunkt für Flusskreuzfahrten und Touristen, die die Schönheit und Geschichte der Donauregion erkunden möchten.

Als jemand aus Novi Sad bin ich stolz darauf, dass unser Donauhafen eine so wichtige Rolle im Handel und der Schifffahrt spielt. Er verbindet unsere Stadt mit anderen entlang der Donau und trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Wachstum unserer Region bei. Es fasziniert mich, wie dieser Hafen nicht nur ein wichtiger Umschlagplatz für Gütertransporte ist, sondern auch einen bedeutenden historischen und kulturellen Wert für uns hat. Es ist ein Symbol unserer Verbundenheit mit der Donau und ihrer Geschichte. Die majestätische Donau fließt direkt neben meiner Universität in Novi Sad. Da studiere ich Germanistik und Literatur. Diese Nähe zur Donau verleiht meinem Studium eine besondere Atmosphäre und bietet mir die Gelegenheit, die Flusslandschaft zu genießen und mich während meiner Pausen oder nach dem Unterricht zu entspannen. Es ist eine einzigartige Verbindung zwischen Bildung und der natürlichen Schönheit der Umgebung.